Fast eine Stunde brauchen wir durch Salzburg. Rote Ampeln, Kreuzungen, Seitenwechsel, Blick auf die Karte am Lenker, die Ansagen von Navi, die bei dem Verkehrslärm oft unverständlich sind (das nächste Mal mit Kopfhörer!) … Wir atmen alle auf, als wir den Radweg an der Salzach erreichen, ab hier geht es entspannter bis zum Stadtrand.
Wir verlassen unsere Route C und fahren heute auf Route A weiter, allerdings ohne den Abstecher nach Osten zu Mondsee und Wolfgangsee. Zunächst gibt es aber erst einmal einen langen Stopp am Radladen in Eugendorf. Diverse Kleinteile an unseren Rädern brauchen Ersatz und ich benötige ein neues Rücklicht, das gestern kaputt ging. Man versteht dort etwas von seinem Handwerk, das Geschäft boomt und entsprechend ist die Wartezeit. Mehr als eine Stunde lassen wir hier liegen.
Bei der Planung hatten wir vorgeschlagen aus Zeitgründen hier den Mozart Radweg zu verlassen und auf direktem Weg zum Mattsee zu fahren, was aber im Vorfeld offenbar untergegangen war. Wir hätten damit Kilometer und Zeit gespart oder uns alternativ ein näheres Tagesziel und damit eine andere Taktung für die nächsten Tage wählen müssen. So aber wurde es ein langer Tag und letzten Endes doch nur ein Kompromiss. Spätestens hier erhärtete sich mein Verdacht, dass unsere Freunde die von uns vorgeschlagene Route nicht zur Kenntnis genommen und mit ihren eigenen Vorschlägen abgeglichen hatten. Dann hätte man im Vorfeld über alles reden und einen Kompromiss finden können.
Nicht dass die Etappen A6 und A7, in die wir hier einstiegen, nichts hergegeben hätten, im Gegenteil, sie gehören landschaftlich mit zu den schönsten Strecken auf unserer Runde. Bis auf 600 m fahren wir durch kupiertes Voralpenland hinauf durch kleine Dörfer, vorbei an großen behäbigen Höfen. Auf den Höhen reicht der Blick weit hinaus ins Flachland und zurück zu den Alpen. Es ist ausgesprochen entspannend hier zu fahren, aber der Faktor Zeit …
Hinzu kommt, dass man es hier mit der Markierung offenbar nicht so genau genommen hat, entweder ist sie ungeschickt angebracht oder fehlt an einer entscheidenden Stellle ganz. So kommen wir ausgerechnet vor Henndorf vom Weg ab mit dem Ergebnis, dass wir uns mit dem ganzen Durchgangs- verkehr durch den ellenlangen Ort fädeln müssen. Zum Glück für uns hatte es am Ortsausgang einen Feuerwehreinsatz gegeben, die Mannschaft ist noch vor Ort und zeigt uns den kürzesten Weg zurück zum Radweg. Ein Dankeschön der Henndorfer Feuerwehr.
Ein Hinweisschild ist so ungeschickt angebracht, dass wir 10 m zu früh abbiegen. Ausgerechnet hier liegt ein rostiger Reißnagel in der Kurve und der findet zielsicher den Weg in meinen Vorderreifen. Jetzt schlug die Stunde unserer Männer, aber wieder blieb wertvolle Zeit liegen.
In Köstendorf, gut 10 km vor Mattsee legen wir an einem alten Dorfgasthof eine Kaffeepause ein und laden die Akkus nach, die wegen der vielen Steigungen allmählich schwächeln. Uns war klar geworden, dass wir mit unserer Zeit haushalten mussten und wir hätten das Warten gerne für ein vorgezogenes Abendessen genutzt, doch noch gab es nichts.
Es ist schon später Nachmittag als wir weiter fahren, wir verzichten auf den Abstecher zum Mattsee, umrunden auch nicht den Obertrumer See, sondern fahren gleich weiter zu seiner Südspitze. Rückblickend muss ich sagen, dass uns bei gleichbleibendem Programm gerade auf dieser Etappe ein Zusatztag gut getan hätte. Wir fahren auch nicht um den Höhenrücken westlich des Sees herum, sondern auf direktem Weg über ihn. Ob das – mit 12% Steigung, 20% Gefälle plus Auskühlzeit für die Bremsen – wirklich schneller war, sei dahin gestellt.
Oberndorf. Der Abstecher zur Stille Nacht Kapelle dauert nicht lange, doch mittlerweile rechnen wir in Minuten. Die Biergärten sind brechend voll, alle Welt sitzt beim Abendessen, wir sitzen auf den Rädern. Nach kurzer Rundfahrt durch Laufen finden wir doch noch ein paar freie Plätze mit Aussicht auf rasche Bedienung. Dass sich Detlef und ich abschließend noch einen Eispalatschinken bestellen, war zeitlich betrachtet ein Fehler. Aber wir haben ja nur noch 11 km, das sollte reichen.
Trotz alledem, ich finde es schön, so in die Abendstimmung hinein zu fahren. Doch aus der Abendstimmung wird Dämmerung und dann ganz plötzlich stockfinstere Nacht. Unterwegs hatten wir an einem Gartenzaun noch einmal nach Kothaich gefragt. „Kothaich? Das kenne ich nicht.“ Das war schon die zweite Antwort dieser Art – ein komisches Gefühl, so kurz vor der Nacht, zumal wir in der Dunkelheit offensichtlich nicht auf dem kürzesten Weg sind.
Das Licht unseres Freundes war schon vorher kaputt gegangen, das wussten wir, hatten es aber mit der Bemerkung abgetan, dass wir sowieso nur tagsüber unterwegs sind. Einen Kilometer vor dem Ziel gab dann auch Detlefs Akku den Geist auf, mit Hänger und Licht verbraucht er deutlich mehr Energie. Zum Glück ging es nur noch bergab. 87 km stehen auf dem Tacho, als wir kurz vor 23 Uhr endlich auf dem Wagnerhof bei unserer natürlich schon vorher informierten Vermieterin stehen, freudig begrüßt vom Hund, der auch zu dieser späten Stunde noch seine Streicheleinheiten fordert.
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