Ganz klar, der Weihnachtsmann ist Finne! In der Landessprache lautet sein Name Joulupukki und am Polarkreis in finnisch Lappland liegt am Berg Korvatunturi sein Dorf. Hier findet er im Sommer seine wohl verdiente Ruhe, bevor er sich wieder an die Anfertigung der Geschenke macht. Das wissen in Finnland alle Kinder – und nicht nur die! Das Weihnachtsmann Dorf bei Rovanjemi ist nur die kommerzielle Weiterentwicklung dieser Legende. Hier kann man dem Weihnachtsmann und seinen Helfern bei der Arbeit über die Schulter schauen.
Schon früh stimmt man sich in Finnland auf Weihnachten ein. Bereits im November wird mit Pikkujoulu, der „Kleinen Weihnacht“, mit Arbeitskollegen, Freunden oder Verwandten eine Vorabversion des Weihnachtsfestes gefeiert. Danach geht es Schlag auf Schlag. Offizieller Auftakt sind am 1. Advent die zahlreichen Adventskonzerte im ganzen Land. Finnland ist das einzige Land in Skandinavien, in dem am 6. Dezember der Nikolaustag gefeiert wird. Der 6.Dezember ist außerdem das Datum des finnischen Unabhängigkeitstages – 2017 zum hundersten Mal – und daher gesetzlicher Feiertag. Schon eine Woche später am 13. Dezember folgt das Luciafest.
Am Abend des 23. Dezember werden die Häuser mit Weihnachtsbaum und Tannengrün geschmückt, schließlich soll der Joulupukki standesgemäß empfangen werden, der an Heilig Abend höchstpersönlich bei den Familien vorbei kommt. Bevor es allerdings so weit ist, ist noch ein strammes Programm mit traditionellen Feierlichkeiten zu absolvieren.
Es beginnt um 12 Uhr in der Stadt Turku mit der Ausrufung des Weihnachtsfriedens. Diese mehr als 500 Jahre alte Tradition wird landesweit im Fernsehen übertragen. In früheren Zeiten war Weihnachtsfrieden kein leeres Wort. Wer in den 12 folgenden Tagen ein Verbrechen beging, musste mit dem doppelten Strafmaß rechnen. Am Nachmittag besucht man in Finnland üblichereise den Friedhof, gedenkt der Toten und schmückt die Gräber weihnachtlich. Abends brennen fast auf allen Gräbern Lichter. Danach steht in den Familien meist ein gemeinsamer Saunagang an.
Schließlich steht dann doch noch das Weihnachtsessen auf dem Tisch, obligatorisch mit Joulukinkku, dem Weihnachtsschinken und endlich, endlich dürfen dann auch die Kinder ihre Geschenke öffnen, die der Joulupukki vorbei gebracht hat.
Am 25. Dezember trifft man sich mit Freunden und Nachbarn zur morgendlichen Weihnachtsmesse und am 26. Dezember zieht es alle hinaus in den Schnee, meist zu einer übermütigen Schlittenfahrt – auch das ist Tradition im Heimatland des Weihnachtsmannes.
Nicht erst zur Weihnachtszeit wird das Tageslicht knapp im hohen Norden, bereits Ende Oktober beginnt die „Mørketid“, die dunkle Zeit. In Norwegen begegnet man dieser Dunkelheit mit üppigem Lichterschmuck. In den Fenstern brennen Kerzen und elektrische Lampen, mit Beginn der Adventszeit werden Hausgiebel, Gärten, ganze Straßenzüge und sogar Schiffe großzügig mit Lichterketten geschmückt. Selbst die Natur trägt das ihre zur festlichen Beleuchtung bei, wenn sich das magische Nordlicht am Himmel über dem verschneiten Land zeigt.
Die Weihnachtszeit beginnt mit dem 1. Dezember und hier wie andernorts auch wird die Wartezeit bis Weihnachten mit einem Adventskalender überbrückt. Natürlich gibt es auch hier die mitteleuropäische Schokoladenversion, Standard ist jedoch die traditionelle und wesentlich figurfreundlichere Variante, eine mit 24 Nelken gespickte Orange.
Traditionell ist die Vorweihnachtszeit die Zeit der Vorbereitung auf das große Fest. Schon in früheren Tagen, als Überfluss noch ein Fremdwort war, wurde an Heilig Abend aufgetischt was Küche und Keller hergaben. Weihnachten war der Höhepunkt des Winters, in dem vielerorts die Höfe eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten waren. Plätzchen, Julekaker, eine Art Christstollen mit Rosinen und Nüssen, Würste, Braten, das Weihnachtsbier Juleøl,, vieles von dem was früher hausgemacht war, kann man heute im Supermarkt erwerben.
Wichtiges Datum in der Vorweihnachtszeit ist der 13. Dezember. An diesem Tag feiert man das Fest der Heiligen Lucia, die mit Lichterkranz und weißem Gewand Helligkeit in die dunkle Zeit bringt. Endlich ist es dann so weit, am Lille Julaften, dem 23. Dezember werden die Weihnachtsbäume geschmückt, nicht ohne vorher die Kinder ins Bett gebracht zu haben. Und noch etwas gehört mittlerweile zur Tradtion: Die Kultsendung „Dinner for One“ läuft am 23. Dezember im Fernsehen.
An Heilig Abend läuten um 17 Uhr im ganzen Land die Kirchenglocken. Vor allem in Süd- und Westnorwegen besuchen viele Familien anschließend den traditionellen Weihnachtsgottesdiest. Bei dem Julebord, dem typischen Weihnachtsessen, zu dem sich die Familie am Abend versammelt, darf die Juleribbe nicht fehlen, das Rippenstück vom Schwein mit knusprig gebratener Schwarte, das mit Äpfeln, Rotkohl und Preiselbeeren serviert wird. Für Erwachsene obligatorisch ist dazu Aquavit und Juleøl, während es für die Kinder eine spezielle Weihnachtslimonade, die Julebrus, gibt. Im Dessert, das meist aus Risgrøt (Milchreis) besteht, wird eine Mandel versteckt. Wer die Mandel findet, wird mit Glück für das ganze Jahr und mit einem Marzipanschwein belohnt.
Ein Gast darf auf keinem norwegischen Weihnachtsfest fehlen. Es ist der Julenisse, ein Troll aus einem kalten Fjord weit oben im Norden, der sich zur Weihnachtszeit gerne in den warmen Häusern der Menschen einquartiert – daran zweifelt kein Norweger. Da dieser Julenisse aber auch gerne Unfug anrichtet, wird für ihn eine Schüssel Risgrøt auf die Fensterbank gestellt, um ihn gnädig zu stimmen.
Das war es dann aber auch mit Besinnlichkeit und Tradition. Nach dem Essen und der Bescherung wird der Weihnachtsabend und die folgenden Tage zu einer ausgelassenen Party mit fröhlichen Liedern, Tanz und viel Alkohol.
In Schweden wird großer Wert darauf gelegt die Advents- und Weihnachtszeit regelrecht zu zelebrieren. Einer der Höhepunkte findet am 13. Dezember statt, dem Luciatag. Kein anderes Land feiert die „Lichterbraut“ so ausgiebig wie Schweden. Schon morgens beginnen im ganzen Land die Umzüge, Lucia trägt ein weißes Gewand und einen Kerzenkranz auf dem Kopf. Im christlichen Kirchenkalender ist dies der Tag der heiligen Lucia und fiel vor der Gregorianischen Kirchenreform mit dem kürzesten Tag des Jahres zusammen, der Wintersonnenwende. Heute trifft dies zwar nicht mehr zu, doch die Tradition wurde beibehalten. Mit Lucia begann und beginnt die Zeit des zunehmenden Lichts.
Zwei Vierbeiner sind die schwedischen Weihnachtssymbole schlechthin: Das Dalapferd, das den Namen seiner Herkunftsregion Dalarna verdankt und das man in allen möglichen Varianten – und natürlich auch bei Ikea – kaufen kann, sowie der Julbock, ein aus Stroh geflochtener Ziegenbock. Auch ihn gibt es in verschiedenen Varianten und Größen. Größtes Exemplar ist der 13 m hohe Gävlebocken, der jedes Jahr im Schloßpark von Gävle (Norrland) seinen Platz findet. Die Ursprünge des Julbocks gehen zurück auf die schwedische Mythologie, in der vor Thors Wagen zwei Ziegenböcke gespannt wurden. Öffnen am 1. Dezember die Weihnachtsmärkte dürfen neben dem Glögg – es gibt auch eine alkoholfreie Variante – diese beiden Symbolfiguren auf keinen Fall fehlen.
Weiterer fester Bestandteil schwedischer Weihnachtskultur ist die Konzertveranstaltung „O, Helga Natt“ (Oh, Heilige Nacht). Seit 2001 singen schwedische Künstler Weihnachtslieder – gemeinsam mit rund 20.000 Live-Zuschauern, sowie ungezählten Mitsingern vor den heimischen Fernsehern.
Am Abend des 23. Dezember, wenn die Kinder schon schlafen, werden in schwedischen Wohnzimmern die Weihnachtsbäume geschmückt. Neben Kugeln, Strohsternen, Dalapferden und Julböcken sind auch Girlanden mit der schwedischen Nationalflagge Bestandteil des Christbaumschmuckes. Dieser Baum steht mitten im Raum. Grund ist der Tanz um den Weihnachtsbaum an Heilig Abend. Erst danach dürfen die Geschenke geöffnet werden. Diese bringt übrigens nicht der Weihnachtsmann, sondern die Kobolde Tomte, Tomtebisse und Nisse. Zur Belohnung dafür erhalten Sie draußen vor der Türe eine Schüssel mit Reisbrei.
Der 24. Dezember beginnt mit gegenseitigen Besuchen bei Freunden und Nachbarn und dann? Danach läuft im Fernsehen „Donald Duck“. Die Sendung ist „Pflichtprogramm“ bevor mit dem Julbord, dem traditionellen Weihnachtsessen begonnen werden darf. Schwedisches Julbord ist nichts für empfindliche Mägen, neben Fisch und Meeresfrüchten kommen deftige Köttbullar, Weihnachtswurst und natürlich Julskinka (Weihnachtsschinken) auf den Tisch.
Ein netter Brauch, besonders in den ländlichen Regionen: An Heilig Abend werden die Haustüren und Fenster geöffnet, damit Nachbarn und Freunde Geschenke herein werfen können.
Behaglichkeit, wohlig-romantisches Weihnachtsgefühl – mit „Julehygge“ haben die Dänen ein eigenes Wort dafür erschaffen, das den Gemütszustand im Weihnachtsland Dänemark ausdrückt. Viele gelebte Traditionen tragen zu diesem Gefühl bei.
Es beginnt mit dem 1. Advent. Der Countdown bis Heilig Abend wird mit Kalenderlys überbrückt, einer Kerze, die jeden Tag ein Stückchen weiter herunter brennt. Auch der ursprünglich aus Deutschland stammende Adventskranz ist in Dänemark heimisch geworden und zusätzlich gibt es noch Adventskalender. Selbst im Fernsehen werden Serien in Kalenderform gezeigt. Wer noch mehr Weihnachten braucht besucht die Alte Apotheke in Tøndern mit ihrer umfassenden Weihnachtsausstellung.
Nikolaus wird in Dänemark nicht gefeiert, wohl aber der Luciatag am 13. Dezember. Dieser Tag hat in ganz Skandinavien eine besondere Bedeutung, auch wenn heute vom kirchlichen Ursprung wenig übrig geblieben ist. Lucia steht als Sinnbild für die bald länger werdenden Tage – auch hier im Süden Skandinaviens.
Die Weihnachtszeit ist auch die beste Zeit, um sich ein paar Pfunde „Winterspeck“ zuzulegen. Beginnend mit dem Julefrokost, einem Frühstücksbuffet mit warmen und kalten Speisen, das bereits in der Adventszeit mit Freunden, Nachbarn, Kollegen und an den Weihnachtstagen mit der Familie genossen wird, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Hochprozentiges Juleøl, das Weihnachtsbier mit leichtem Lakritzgeschmack, Gløgg und süße Backwaren tragen ihren Teil dazu bei.
Auch am 23. Dezember, dem Lillejuleaften, ergibt sich ein Grund zu Feiern. Gemeinsam wird der Baum in den dänischen Nationalfarben rot und weiß geschmückt und ab und zu verirrt sich auch ein Dannebrog in die Dekoration. Einen wichtigen Platz nehmen die Julenisser ein, kleine Kobolde mit roten Mützen. Auch in Dänemark ist es bekannt, dass man die Wichtel mit einer Schale Milchreis vor der Türe gnädig stimmen muss. Milchreis ist im Übrigen auch das Essen der Dänen an diesem Abend, der traditionelle Ris à l’amande. Wer die versteckte Mandel findet, dem ist das Glück im nächsten Jahr hold.
Der Heilige Abend wird traditionell mit der Familie gefeiert. Das Weihnachtsessen besteht entweder aus Geflügel oder Schweinebraten mit Rotkohl und kandierten Kartoffeln, oder aus Beidem. Danach tanzt die Familie um den Weihnachtsbaum und erst dann werden die Geschenke ausgepackt.
Und was ist mit dem Weihnachtsmann, der ja bekanntlich in Finnland wohnt? Nicht für die Dänen! Die sind sich sicher: Der Weihnachtsmann ist im Norden Grönlands zu Hause.