Nun haben wir also die Hauptstadt Reykjavik hinter uns gelassen und wollen die einmalige Natur Islands noch näher kennen lernen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Wandern oder Radfahren. Die Dritte, nämlich mit dem Allrad die Hochlandpisten zu befahren, klammern wir hier einmal aus. Sie hat schon mehr Anhänger als es der empfindlichen, subarktischen Natur gut tut und das Angebot solcher Touren steigt ständig. Doch egal ob zu Fuß oder mit dem Rad stellt sich auf mehrtägigen Touren unweigerlich die Frage nach dem Übernachten.
Zelten
Nach Möglichkeit sollte man einen ausgewiesenen Campingplatz aufsuchen. Diese sind oft einem Gasthof, einem Hostel oder einer Hütte angeschlossen. Man bezahlt zwar, erhält dafür aber auch ein gewisses Maß an Komfort, wie z.B. warme Duschen und Toiletten. Auch ist es dort nicht unbedingt nötig, bei Regen sein Zelt aufzustellen, weil mancherort kleine Hütten – sog. Toblerone Häuschen – vermietet werden.
In Naturschutzgebieten und Nationalparks ist das Zelten ausdrücklich nur auf ausgewiesenen Plätzen erlaubt Dort steht in der Regel auch ein Plumps-Toiletten-Holzhäuschen.
Grundsätzlich ist aber Zelten auch in der freien Natur für eine Nacht erlaubt, sofern nichts anderes ausgewiesen ist. In der Nähe von Farmen sollte man den Landbesitzer um Erlaubnis fragen, wobei man die Ausdehnung des Besitzes nicht unterschätzen sollte, auch wenn das Land nicht kultiviert ist.
Dass überall die „Benimmregeln“ s.u. eingehalten werden sollten, ist selbstverständlich und bewahrt auf Dauer vor Einschränkungen.
Hütten
Das uns aus dem Alpenraum bekannte System bewirtschafteter Hütten, die häufig Gasthäusern ähneln, kennt man auf Island nicht. Hier kümmern sich Wandervereine um ein relativ großes Netz unbewirtschafteter Schutzhütten. Auf größeren und gut frequentierten Hütten, z.B. am Laugavegur, ist in der Kernzeit Juli/August durchgehend ein Hüttenwart anwesend. Er verteilt die Schlafplätze, kümmert sich um die Hütte und kassiert die Übernachtungsgebühr.
Hüttenverzeichnis der Wandervereine:
Ferðafélag Íslands → www.fi.is/en/huts u.a. die Hütten am Laugavegur und Kjalvegur
Ferðafélag Akureyrar → www.ffa.is/en/page/huts u.a. die Hütten am Askja Trail (Öskjuvegurinn)
Ferðafélag Fljótsdalshéraðs → www.ferdaf.is u.a. die Hütten am Lónsöræfi, Víknasloðir
Útivist → www.utivist.is/english u.a. Hütten am Fimmvörðuháls, Strútsstígur, Sveinstindur-Skælingar
In den Hütten ist in der Regel eine mit allem Nötigen ausgestattete Küche vorhanden. Aus hygienischen Gründen besteht in den Lagern die Verpflichtung zur Nutzung des eigenen Schlafsacks. Mitzubringen sind neben dem Schlafsack also auch Lebensmittel. Außentoiletten sind Standard und Duschen nur in Ausnahmefällen vorhanden. Zum Heizen ist meist ein Gasofen vorhanden.
Bei Hütten mit Wasseranschluss wird dieses erst zur Saison angestellt. Viele der Hütten haben aber überhaupt keinen Wasseranschluss im Haus. Dann geht man zum Waschen einfach an den nächsten Bach oder See. Für Trinkwasser empfielt sich hier die Mitnahme eines Wasserfilters, z.B. Katadyn MSR oder Miniwell 610L. Liegen Hütten in wasserlosen Regionen, z.B. auf Lavafeldern ist Wasser mitzubringen. Ob das nötig ist, muss im Vorfeld beim Wanderverein erfragt werden.
Die Einhaltung von Sauberkeit und Ordnung sollte selbstverständlich sein. Auch hier gilt: Verlasse die Hütte so, wie du sie vorzufinden wünscht. Da dies wohl nicht immer eingehalten wurde, wurden in der Folge Hütten zur „freien Nutzung“ und außerhalb der Saison verschlossen – zum Nachteil aller. Wer auf einen Schlafplatz in den Hütten angewiesen ist, sollte in jedem Fall die zuständige Organisation, welche die Hütten unterhält, kontaktieren. Liegen die Hütten an viel begangenen Routen (Laugavegur), ist eine Reservierung unumgänglich.
Richtiges Benehmen in der Natur
Dass Trekker und Wanderer auf die Natur achten, in der sie so gerne unterwegs sind, ist wohl jedem klar. Die isländische Natur aber benötigt besondere Achtsamkeit. Hier ist es schwierig seinen Fußabdruck klein zu halten. Das liegt zum einen am Klima, zum anderen an den Bodenverhältnissen.
Island ist mehr oder weniger baumlos, es gibt nichts, was mit großen, kräfigen Wurzeln das Erdreich festhalten könnte. Lediglich widerstandsfähige Pflanzen, kleine Sträucher, Miniaturbirken, die sich kaum 20 cm über den Boden erhaben sind die einzigen Anker im Erdreich. Hinzu kommt, dass die Insel den Atlantikwinden schutzlos ausgeliefert ist, die die dünne Erdkrume abtragen. Die Vegetationszeit ist kurz im subarktischen Gürtel. Einmal beschädigfte oder vernichtete Pflanzen brauchen lange, ehe sie sich erholt und nachgewachen sind.
Man sollte also nach Möglichkeit Pfade und vorhandene Trittspuren nutzen und ausgewiesene Übernachtungsplätze aufsuchen. Der Wandertourismus auf Island hat in den letzten Jahres stark zugenommen, umso wichtiger ist ein bewußtes, verantwortungsvolles Verhalten. Islands Natur, so wie wir sie heute bestaunen, ist über Jahrhunderte gewachsen. Achten wir darauf, dass sie nicht von einer einzigen Generation Touristen zerstört wird!