Welch kostbares Gut Trinkwasser ist, das bemerken wir erst wieder, wenn es nicht selbstverständlich aus der Leitung fließt. In den DNT-Hütten wird man – mit Ausnahme der großen bewirtschafteten Häuser – vergeblich nach einem Wasserhahn suchen. Der Grund ist einfach: Vor dem Winter müßte das gesamte Leitungssystem jedes Mal entleert werden, um ein Einfrieren zu vermeiden.
Zum Glück ist Wasser in Skandinavien ein reichlich vorhandenes Element, das fast überall Trinkwasserqualität besitzt. Bedenkenlos kann man es zum Trinken aus Bächen und Seen schöpfen, je einsamer und entlegender die Gegend desto besser. Lediglich in besiedelten Gebieten und bei Viehbestand (Almen) ist Vorsicht geboten. Wer auf Nummer Sicher gehen will, hat einen Wasserfilter dabei, mit dem selbst kleinste Partikelchen und Bakterien herausgefiltert werden, oder er kocht sein Trinkwasser generell ab.
Jede DNT-Hütte hat ihre eigene Wasserversorgung, sei es eine Quelle, ein See oder ein munter vorbei plätschernder Bach. Gekennzeichnet sind diese Stellen meist mit einem Schild „Vann“, dann weiß der Gast, dass es sich hier um Trinkwasser handelt, auch wenn die Farbe aufgrund der Böden bisweilen leicht bräunlich ist.
Leider ist der Bach fünf Meter neben der Hütte die Ausnahme, sodass meist ein kleiner Spaziergang nötig wird – über Stock und Stein und bei Wind und Wetter. Ist man dann mit zwei schweren Eimern zurück in der Hütte, wird man erstaunt feststellen, wie schnell 20 Liter auch bei sparsamem Umgang verbraucht sind und sich vielleicht Gedanken über eine Mehrfachnutzung machen.
In den meisten Fällen wird man beim Eintreffen auf der Hütte zwei gut gefüllte Wassereimer in der Küche vorfinden und zwei volle Eimer wird man beim Verlassen der Hütte auch seinen Nachfolgern hinterlassen – eine nette Geste und ein Zeichen gegenseitiger Achtung. Während der Saison steht das Wasser meist nicht lange offen im Eimer und wer dennoch Bedenken hat, der holt sich eben frisches Wasser zum Trinken und verwendet das vorhandene für andere Zwecke.
Die „wasserfreie“ Hütte ist auch ein Grund für das „uten do“, das „Draußen-Klo“. Das einfache Plumpsklo liegt in einem separaten Häuschen, ca. 20 bis 30 m vom Haupthaus entfernt. So sehr man dies bei einem nächtlichen Gang beim Verlassen der warmen und trockenen Hütte auch verfluchen mag, der hygienische Aspekt ist nicht zu vernachlässigen. Und wem nach „getaner Arbeit“ der Gang zum Bach zu mühsam ist, dem verhilft die Chemie im Form von Sprays und Gels zu sauberen Händen.
Der sparsame und überlegte Umgang mit Wasser, wie er für frühere Generationen selbstverständlich war, erfordert vielleicht etwas Gewöhnung und Nachdenken, aber eines ist sicher:
Zurück in der Zivilisation wird die erste Dusche dafür umso genussvoller.