Keine Stabkirchen, aber dennoch von großer historischer Bedeutung sind die Valgkirkene, die Wahlkirchen. Knapp 200 sind bis heute erhalten, ca. 100 sind einem Brand oder einfach nur dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Man findet sie verteilt im ganzen Land, von der Südküste bis hinauf nach Troms, vom Fjordland bis hin zu den östlichen Provinzen. Das Spektrum reicht von der einfachen Dorfkirche bis hin zu den Domkirchen von Stavanger und Bergen. Der Nidarosdom in Trondheim zählt ebenso dazu, wie die Altstadtkirche in Oslo (Gamleby kirke oder Hospitalkirke).
Eine Übersicht der Wahlkirchen in Norwegen finden Sie → hier.
„In dieser Kirche wurde die erste Wahlrunde zur Reichsversammlung im Jahr 1814 durchgeführt. Dies war Norwegens erste nationale Wahl“, so lautet die deutsche Übersetzung der Inschrift. Im Jahr 2014, also 200 Jahre nach diesem historischen Ereignis, schmückt dieser Hinweis die Wände der sogenannten Wahlkirchen.
Hier wurde am 17. Mai 1814 der Grundstein zur norwegischen Verfassung (grunnlov) gelegt. Sie beginnt mit den Worten:
Artikel 1
Das Königreich Norwegen ist ein freies, selbständiges, unteilbares und unveräußerliches Reich. Seine Regierungsform ist eine beschränkte und erbliche Monarchie.
Artikel 2
Unser christliches und humanistisches Erbe ist und bleibt die Wertegrundlage. Mit dieser Verfassung sollen Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte sichergestellt werden.
Als Wahllokale zur Reichsversammlung boten sich ca. 300 Kirchen im Land an, da diese sowieso im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens standen. in den Kirchenbezirken oder Sprengeln, wie man heute sagen würde, fand sich die administative Grundlage. Hier wurden die Wahlmänner zur Reichsversammlung in Eidsvoll gewählt. Am 17. Mai 1814 war es dann so weit, in Eidsvoll verabschiedete die Nationalversammlung die erste norwegische Verfassung, die mit leichten Änderungen heute noch gültig ist. Im Jahr 1836 arrangierte das Storting die erste 17. Mai Feier. Seitdem gilt der 17. Mai als Nationalfeiertag, der überall im Land mit farbenprächtigen Umzügen gefeiert wird. Das Grundgesetz vom 17. Mai 1814 ebnete den Weg in in Unabhängigkeit Norwegens. Das Land blühte zusehends kulturell und wirtschaftlich auf.
In Erinnerung an dieses denkwürdige Jahr 1814, in dem Norwegen sein heutiges. politisches Gesicht erhielt, wurden an den damaligen Wahllokalen, sprich den Wahlkirchen, im Jahr 2014 diese blauen Plaketten angebracht. Ein Besuch dieser Kirchen ist wie ein Schritt in Norwegens Geschichte.