Ein Gewitter ist nicht die unberechenbare Naturgewalt, für die man es immer hält, auch hier gibt es feste Abläufe und Regeln, die wir uns zu unserer eigenen Sicherheit zu nutze machen können. Dabei macht es keinen Unterschied, ob man ein Gewitter im Freien oder in einem Zelt mit Glasfibergestänge überstehen muss. Lediglich ein Metallgestänge bietet vordergründig etwas Schutz (Faradayscher Käfig), zieht aber auch Blitze an. Blitze sind jedoch nicht die einzige Gefahr, mindestens ebenso zu beachten sind die Begleiterscheinungen eines Gewitters: Wind oder Sturm, Starkregen, schnell steigende Wasserpegel, Temperaturabfall … Im Vordergrund steht jedoch immer die Minimierung der Blitzgefahr.
„Vor den Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“, sagt ein altes Sprichwort. Das bedeutet aber nicht, dass ein Blitz besondere Vorlieben für eine Baumart hat, Eichen sind häufig die höchsten Bäume im Wald und tragen viel Totholz in ihren Kronen – nur aus diesem Grund werden sie von Blitzen bevorzugt.
Vermeiden sollte man in jedem Fall exponierte Stellen wie Berggipfel, Grate, Hügel, Ebenen aber auch Waldränder – alles, wo wir dem Blitz ein gutes Ziel liefern. Auch Felswände, vor die man sich zum Schutz stellt, sind nicht sicher. Wie die Grafik zeigt, ist hier ein Sicherheitsabstand von ca. 1 m zu halten. Zu meiden sind ebenfalls Höhleneingänge. Hier bildet die gekauerte Person eine Brücke zwischen Decke und Boden. Am sichersten ist man im Inneren eines Waldes mit gleichmäßg hohen Bäumen aufgehoben. Hier besteht jedoch die Gefahr umherfliegender Äste, weshalb ein Abstand zu den Bämen von 10 m optimal ist.
Klein machen und keine Menschenansammlungen. Die optimale Körperhaltung bei Gewitter ist die Hockposition. Dabei die Knie mit den Armen umklammern und die Füße geschlossen auf den Boden stellen. Nicht alle an der gleichen Stelle aufhalten, sondern mit Abstand im Gelände verteilt (sofern dies möglich ist), dann besteht die Möglichkeit, dass einer dem anderen im Worst Case Erste Hilfe leisten kann.
Abstand zu metallischen Gegenständen:
Gewittrige Wetterlagen. Die Entstehung von Gewittern kann an bestimmten Wetterlagen fest gemacht werden. So werden Hitzeperioden häufig durch heftige Gewitter mit anschließendem Temperatursturz beendet. Auch Wärme in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit begünstigt die Entstehung von Gewittern, Meteorologen sprechen hier von „schwülwarmem Wetter“.
Häufig bilden sich Gewitter in den Nachmittags- und Abendstunden, wenn die Feuchtigkeit der Luft unter Sonneneinstrahlung zu Wolken kondensiert. Es bauen sich dann diese charakteristischen Gewittertürme auf, die bis zu mehreren Kilometern in die Atmosphäre reichen. Allerdings gibt es auch Gewitter in den frühen Morgenstunden und hier greift die Wetterregel „Frühgewitter kehren abends wieder“.
Natürliches Frühwarnsystem. Tiere haben einen 7. Sinn und registrieren frühzeitig bedrohliche Veränderungen in ihrer Umgebung. Wer mit einem Hund unterwegs ist, hat ein vierbeiniges Frühwarnsystem bei sich. Uns z.B. hat ein sonst sehr friedfertiger und verschmuster Hunde durch Hochspringen, Bellen und Anstoßen förmlich zur Rückkehr zur Hütte gezwungen – Stunden bevor das Gewitter losbrach. Ungewöhnlich aufdringliche Insekten können ebenfalls ein Indiz für ein aufziehendes Gewitter sein.
Auch Menschen können über diesen 7. Sinn verfügen, allerdings in abgeschwächter Form. Wer sich aber kennt und beobachtet, kann häufig einen Zusammenhang zwischen körperlichen Symptomen wie Unruhe oder Müdigkeit und einem bevorstehenden Gewitter beobachten.
Der richtige Platz für das Zelt. Ist für die Dauer des Aufenthalts mit einem Gewitter zu rechnen, sollte man bereits im Voraus die nötigen Vorkehrungen treffen. Schließlich soll auch das Zelt ein Unwetter heil überstehen, da sonst seine Bewohner ohne Schutz in der Wildnis stehen würden.
Generell sind Senken als Zeltplatz zu meiden, da hier leicht größere Wassermassen zusammen laufen und der Boden auch bei gutem Wetter feuchter ist als in der Umgebung.
Die größte Gefahr für das Zelt geht vom Wind und von umherfliegenden Gegenständen aus. Aus diesem Grund leere Kanister und alles was umherfliegen kann festbinden oder ins Zeltinnere bringen, und umstehende Bäume auf dürre Äste überprüfen, optimal sind 10 m Abstand zu Bäumen. Besonders Flachwurzler wie Fichten können bei Sturmböen entwurzelt werden. Falls solche Bäume in der Nähe stehen, sollte der Abstand vom Zelt mindestens so groß sein wie der Baum hoch ist.
Das Zelt mit der Schmalseite in die zu erwartende Windrichtung stellen und an allen vorhandenen Ösen gut abspannen. Vorteilhaft ist auch ein Windschutz aus aufgeschlichteten Steinen bzw. hinter einer Hecke oder einem Gebüsch.
Eine Beruhigung für alle Skandinavien-Trekker. Trotz zunehmender Tendenz sind Gewitter im Norden relativ selten.