§ 1. Die Natur ist Dein Gastgeber. Ehe Du dein Zelt am „allerschönsten“ Platz Deiner Wahl aufstelltst, solltest Du Dir vergegenwärtigen, dass Du hier der Gast bist. Behandle Deinen Gastgeber mit Respekt und Anstand und hinterlasse nach Deinem Besuch alles so, wie Du es selbst auch vorgefunden hast. Nachfolgende Besucher haben den gleichen Anspruch und das gleiche Recht wie Du.
§ 2. Wähle Deinen Zeltplatz gut überlegt. Zuerst solltest Du Dich vergewissern, dass Deine Platzwahl nicht mit den Grundregeln des Jedermannrechts kollidiert (Privatbesitz, Mindestabstand u.dgl.), danach kommen die praktischen Überlegungen: Ist der Platz einigermaßen eben und gerade, frei von Wurzeln und Steinen, liegt er ev. in einer Mulde, in der bei Regen das Wasser zusammen läuft, tritt bei einem Wolkenbruch vielleicht der nahe Bach über die Ufer …? Generell ist bei Wiesenplätzen die Gefahr größer von Mücken, diesen kleinen fliegenden Quälgeistern, überfallen zu werden als bei Waldplätzen oder bei steinigem Untergrund.
§ 3. Offenes Feuer – Behaglichkeit oder Gefahr? Auch an Stellen, an denen wildes Campen erlaubt ist, kann es Sonderregelungen bzw. Verbote für Lagerfeuer geben. So ist z.B. in Norwegen das Entfachen von offenem Feuer vom 15. April bis 15. September verboten, es sei denn in hierfür extra aufgeschlichteten Feuerstellen. Bei Trockenheit verzichtest Du vernünftigerweise auf ein Lagerfeuer. Prinzipiell darf für ein Feuer kein Holz geschlagen werden, trockenes Altholz brennt nicht nur besser und schneller, es zu sammeln räumt gleichzeitig den Wald auf. Egal wie groß das Feuer war, achte darauf, dass es vollständig gelöscht ist (mit Erde abdecken), wenn du den Platz verlässt. Zum Kochen verwendest Du zweckmäßigerweise sowieso deinen Gas- oder Spirituskocher.
§ 4. Wasser – Quell des Lebens. Fast überall in Skandinavien besitzt das Wasser in Bächen und Seen Trinkwasserqualität, je größer der See, je schneller die Fließgeschwindigkeit und je weiter die nächste Siedlung entfernt desto besser. Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass gerade 20 m oberhalb der Schöpfstelle ein totes Ren im Wasser liegt. Wer auf Nummer Sicher gehen will, kocht das Wasser ab und/oder hat entsprechendes Equipment in Form von Tabletten oder Filtern dabei.
§ 5. Verpflegung aus Wald, Wiese, Bach und See. In den meisten Ländern ist in der freien Natur das Pflücken und Sammeln von Pilzen, Früchten und Beeren zum sofortigen, eigenen Verzehr gestattet. Zum Angeln wird fast immer eine Lizenz (fiskekort) benötigt, die an Tankstellen, Turistinformationen o.ä. erworben werden kann. Die Jagd bleibt einheimischen Jägern vorbehalten.
§ 6. Hygiene contra Umwelt. Seife, Zahnpasta, Wasch- und Spülmittel, alles was zu unserem zivilisierten Leben gehört ist ein Fremdkörper in der Natur, wenn es ungefiltert ins Grundwasser gelangt. Spezielle Outdoor-Produkte sind zwar teuerer, aber biologisch abbaubar. Doch auch diese Artikel sollten nicht direkt als „Fischfutter“ in den Bach oder See, sondern besser in einiger Entfernung im Boden versickern.
§ 7. Der Gang der Dinge. Aufgenomme Nahrung, egal ob flüssig oder fest, nimmt unweigerlich ihren natürlichen Weg. Bei „flüssig“ ist das kein allzu großes Problem, sieht man einmal davon ab, dass Frau auch bei Schneesturm hierfür die Hosen runter lassen muss. Thema „Großes Geschäft“: Obwohl biologisch abbaubar, und das sogar ziemlich schnell, solltest du es dennoch dezent vergraben bzw. mit Steinen abdecken. Nachfolgende Wildcamper werden es Dir danken.
!!! Toilettenpapier hat eine längere Haltbarkeit und sollte nicht als bunte Deko Wald und Wiese zieren !!!
§ 8. Wildcampen ist kein Campingurlaub. In fast allen skandinavischen Ländern gestattet das Jedermannsrecht zwar die Übernachtung im Freien, jedoch nur für eine, maximal zwei Nächte an der gleichen Stelle. Packe also am nächsten Morgen Dein Zelt wieder ein und ziehe weiter. Erinnere Dich daran: Du bist hier Gast in der Natur und wer will seinen Besuch schon 14 Tage im Haus haben?
§ 9. Dein Aufenthalt – ein vergänglicher Fußabdruck. Natürlich lässt Du bei Deinem Aufbruch keinen Müll zurück – eigentlich selbstverständlich, nicht nur beim Wildcampen – und spätestens wenn sich das Gras unter Deinem Nachtlager wieder aufgerichtet hat, darf niemand mehr Deine Anwesentheit erkennen.