Die Einladung auf der Infotafel am Parkplatz sollte man wörtlich nehmen: „Velkommen til ein spenstig fottur …“, denn spannend ist diese Tour allemal. Das beginnt schon ein paar hundert Meter weiter, wenn der Weg über von eiszeitlichen Gletschern glatt gehobelte Platten hinauf führt, die nach kurzer Zeit so steil werden, dass Drahtseile oder Ketten den Aufstieg erleichtern. Freilich, der direkte Absturz droht nie, doch ist der „Weg“ für normale Wanderer durchaus gewöhnungsbedürftig und bei Nässe sollten auch Geübte die Finger davon lassen.
Ansonsten aber ist diese Wanderung vom ersten bis zum letzten Meter eine spannende Angelegenheit, selbst wenn man sich am Ziel nicht unbedingt auf den „Bolten“ stellt, immerhin rund 1.000 Meter mehr oder weniger frei über dem Fjord. Dies hat den Kjerag Bolten auch bekannt und neben dem Preikestolen zum beliebtesten Wanderziel am Lysefjord sowie zu einem der Topp-Spots bei Basejumpern gemacht.
Die Wanderung beginnt am Parkplatz in Øygardsstølen. Dieser Aussichtspunkt mit Café rund 640 m oberhalb von Lysebotn wird bezeichnenderweise auch Adlerhorst genannt. Bereits auf den ersten Metern bekommt man eine Vorgeschmack von der Tour. Wer hier bereits Probleme hat, frei und auf die Reibung der Sohlen vertrauend über die schrägen Felsplatten zu laufen, sollte nach Möglichkeit auf die Tour verzichten, der Spaß bliebe sonst auf der Strecke. Ab ca. 700 m wird das Gelände steiler, Drahtseile und Eisenketten begleiten den Weg, sind Sicherung und Aufstiegshilfe zugleich. Nach einer ersten Kuppe, Punkt 825, geht es nicht mehr ganz so steil in eine kleine Senke hinunter, um dann auf der gegenüberliegenden Seite wieder bis auf über 1.000 m anzusteigen.
Wir haben hier das große, flache Plateau des Kjerag erreicht, das man ca. 3 km lang überquert, ehe man die Felswände Nesatindane erreicht, zwischen denen der Kjerag Bolten seit der letzten Eiszeit klemmt. Ein kurzer Abstieg durch eine Mulde (Vorsicht bei Schnee!), auf einem Band (künstlicher Griff/Kette vorhanden) um den Bolten herum auf die Fjordseite, ein beherzter Schritt – dann steht man oben und liefert selbst das Fotomotiv, das einen vermutlich zu dieser Tour veranlasst hat.
Die Wanderung lässt sich auch zu einer Rundtour erweitern, indem man am Plateau südseitig in ein kleines Tal absteigt, dem man bis zu der Senke vor Punkt 825 folgt. Der restliche Abstieg hinunter nach Øygardsstølen ist dann mit dem Aufstieg identisch.
Anforderungen. Es handelt sich hier um eine anspruchsvolle Wanderung in vorwiegend felsigem Gelände, wovon die steileren Passagen mit Ketten und Drahtseilen versichert sind. Ausgesetzte Stellen mit direkter Absturzgefahr gibt es – mit Ausnahme des Bolten selbst – keine, dennoch sollte die Tour nur bei trockenen Verhältnissen angetreten werden. Nicht zu unterschätzen ist auch der Wind, wenn es darum geht, beim Schritt auf den Bolten nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Mit allen Auf- und Abstiegen kommt hier ein Höhenunterschied von gut 550 m zustande. Die angegebene Zeit von 2,5 Stunden einfach ist individuell zu sehen.
Für Kinder und Hunde ist die Tour nicht geeignet!
Anfahrt. Den kürzesten Anfahrtsweg nach Øygardsstølen hat man von Lysebotn, die Autofähre Forsand-Lysebotn verkehrt täglich. Bei einer Anreise auf der Straße: Øygardsstølen liegt an der einzigen Zufahrtsstraße nach Lysebotn, FV 986. Von Kristiansand kommend das Sirdalen aufwärts bis kurz vor Suleskard, am Ortevatnet zweigt der FV 986 ab (ca. 230 km).
Sehen Sie sich die Wanderung zum Kjerag Bolten auf der Karte an.
Eine Karte der Region ist bei SkandAktiv erhältlich.
Gutes Motiv – schlechte Qualität
’Kjerag Bolten mit Besucher’
fotografiert vom Bord der Fjordfähre
knapp 1.000 m tiefer