Die Geschichte des modernen Norwegen beginnt am 07. Juni 1905 mit der Unabhängigkeitserklärung von Schweden.
Norwegen ist somit ein sehr junger Staat. Doch blicken wir 10.000 Jahre zurück zu den Anfängen.
Prähistorische Zeit
Die menschliche Besiedlung Norwegens setzte nach dem Ende der letzten Eiszeit rund 10.000 Jahre v.Chr. ein, als Jäger und Sammler der Fosna- und Komsa-Kultur der Küstenline folgten, während aus Osten kommend die Vorfahren der Samen immer weiter in das heutige Norwegen vordrangen (s.a. Wikipedia/Samen). Aus dieser Zeit stammen u.a. die ersten Felszeichnungen von Altå. Die älteste Fundstätte ist in Blomvåg in Hordaland zu finden, die auf 10.500 Jahre v.Chr. datiert wird. Diesen Steinzeit Kulturen folgten in der Bronze- und Eisenzeit germanische Einflüsse.
Mitte des 8. Jahrhundert n.Chr. begann die große Zeit der Wikinger. Ihr berühmtester König Harald Hårfagre (Harald Schönhaar) einte um 900 mehrere Stammesgebiete im Bereich des heutigen Norwegen und legte damit den Grundstein zu einer einflussreichen Seefahrer Nation. In dieser Zeit erfolgte von Norwegen aus die Besiedlung Islands, der Färöer und Grönlands. Unter der Führung von Leif Eriksen erreichten die wagemutigen Seefahrer Neufundland im späteren Amerika. Die Landnahme der Wikinger erstreckte sich ferner auf die Orkney- und Shetland Inseln, sowie die Normandie in Frankreich, die die „Nordmänner“ noch heute im Namen trägt.
Im Jahr 997 wurde Trondheim durch den Wikingerkönig Olav I. Tryggvason gegründet. In dieser Zeit unter Olav begann die systematische Christianisierung Norwegens. Trondheim wurde zur Hauptstadt und der Nidarosdom zur Krönungsstätte zahlreicher Könige. Die Wikingerzeit ging im 11. Jhd. zu Ende und hatte bis dahin die skandinavischen Länder nachhaltig geprägt, u.a. geht die erste neuzeitliche Demokratie auf die Wikinger in Island zurück.
Kalmarer Union
Ab 1380 war Norwegen in der Kalmarer Union mit Schweden und Dänemark in Personalunion vereint. Diese Union hielt bis zum Ausscheiden Schwedens 1523, mit Dänemark bis 1814. Während dieser Zeit wurde die Position Norwegens in der Union immer schwächer. Wegen politischer Unterstützung Frankreichs musste Dänemark nach den Napoleonischen Kriegen Norwegen am 14. Januar 1814 im Frieden von Kiel an den schwedischen König abtreten. Allerdings erfolgte keine direkte Übergabe, so dass Norwegen für kurze Zeit unabhängig wurde und sich in einer Nationalversammlung am 17. Mai 1814 in Eidsvoll eine Verfassung gab, die mit leichten Änderungen heute noch Gültigkeit besitzt. Im Jahr 1836 arrangierte das Storting die erste 17. Mai Feier. Seitdem gilt der 17. Mai als Nationalfeiertag, der überall im Land mit farbenprächtigen Umzügen gefeiert wird.
Weg in die Unabhängigkeit
In Norwegen entstand nun eine starke Volksbewegung für die volle Unabhängigkeit und nach Jahrhunderten der Abhängigkeit blühte das Land kulturell und wirtschaftlich wieder auf. Dies führte schließlich zur Auflösung der Union am 07. Juni 1905, die am 13. August in einer Volksabstimmung bekräftigt wurde. Der dänische Prinz Carl wurde als norwegischer König vorgeschlagen, was ebenfalls in einer Volksabstimmung bekräftig wurde. Er wurde am am 18. November zu König Haakon VII. von Norwegen gewählt.
Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit
Norwegen versuchte zwar seine Neutralität zu wahren, war aber indirekt durch die Handelsflotte am Krieg beteiligt. Während die Reeder von den guten Frachtraten profitierten, verloren mehr als 1.100 Seeleute ihr Leben.
In den ersten Nachkriegsjahren erfolgte in Norwegen ein wirtschaftlicher Aufschwung, der sich aber schnell wieder verschlechterte. In der Deflation Anfang der 20er wurde Norwegen schwer getroffen, während sich die Weltwirtschaftskrise 1929 nicht mehr so stark bemerkbar machte. 1928 kam erstmals die Arbeiderpartiet (Sozialdemokraten) an die Regierung.
Zweiter Weltkrieg
Norwegen verfolgte auch im Zweiten Weltkrieg eine Politik der Neutralität, wurde aber dennoch am 09. April 1940 von Deutschland angegriffen (Unternehmen Weserübung). Die Kriegshandlungen der Invasion dauerten 3 Wochen im Süden und 2 Monate im Norden. Die norwegische Königsfamilie konnte mitsamt den Goldreserven nach London entkommen. Der König und seine Regierung verließen die Kriegshauptstadt Tromsø am 07. Juni 1940, am 10. Juni 1940 kapitulierte die norwegische Armee vor der deutschen Wehrmacht.
Im Exil gewann das norweg. Königshaus, König Håkon VII. und Kronprinz Olav, später König Olav V, große Bedeutung und viel Sympathie in der eigenen Bevölkerung. In Norwegen entstand heftiger Widerstand gegen die deutschen Besatzer. Die faschistische Partei Nationale Sammlung (Nasjonal Samling) nutzte das Chaos für einen Putsch. Die Machtübernahme durch den Führer der Nationalen Sammlung wurde jedeoch in dem von der deutschen Besatzungsmacht gebildeten Reichskommissariat ignoriert, ihr Initiator Vidkun Quisling 1945 wegen Hochverrats hingerichtet.
Nachkriegszeit
Ein schweres Los traf nach Kriegende die Frauen mit Kindern deutscher Väter. Während man die Mütter als „tysketøser“ (Deutschenflittchen) bezeichnete und in Internierungslager abschob, wurde den Kindern, den „tyskebarna“ häufig der Schulbesuch verweigert, sie wurden in Heime gesteckt und bestenfalls nach Schweden zur Adoption frei gegeben. Bekanntestes dieser „tyskebarna“ ist die Sängerin Ann-Frid Lyngstad, die später als Frida mit der schwedischen Gruppe Abba Karriere machte.
1949 wurde Norwegen Mitglied der NATO und stimmte dem Marshall-Plan zum Wiederaufbau zu. Bis in die 50er Jahre hinein war das Leben geprägt durch eine große Knappheit an Waren und strikte Rationierung. Die erste Regierung unter Einar Gerhardsen war eine Sammlungsregierung. Danach wurden die Sozial-Demokraten mit der Arbeiderpartiet zur stärksten Partei im Land. Trotz aller Probleme (z.B. Flüchtlinge aus der Finnmark) wurde dies eine Zeit des Wiederaufbaus und Aufschwungs. 1962 wurde die Regulierung des Auto-Verkaufs aufgehoben.
Nachdem 1967 Erdöl in der Nordsee gefunden wurde, entwickelte sich Norwegen zu einem der reichsten Länder Europas und hat seitdem in Voksabstimmungen sowohl den Beitritt zur EWG (1972) als auch zur EU (1994) abgelehnt.
Norwegen im 21. Jahrhundert
40 Jahre nach der ersten Ölbohrung hat sich das Gesicht des ehemaligen Agrarstaates Norwegen verändert. Die Ölindustrie bietet gut bezahlte Arbeitsplätze, holt Devisen ins Land, die u.a. in den konsequenten Ausbau der Infrastruktur und des Straßenbaus investiert wurden und die den Lebensstandard und mit ihm das Bildungsniveau ansteigen ließen. Allerdings: so gut die Verdienstmöglichkeiten sind, so hoch sind auch die Lebenshaltungskosten und in den Ballungszentren steigen die Mieten in astronomische Höhen. Oslo ist teuerste Stadt Europas, noch vor London, Paris und Rom.
In manchen Sparten herrscht akuter Arbeitskräfte Mangel (Sozial- und Gesundheitswesen, Handwerk). Gastarbeiter und Auswanderer aus Europa und der ganzen Welt finden hier gute Voraussetzungen für einen Neuanfang. Das Gesicht der Städte ist bunter geworden, globaler und manch einer fürchtet schon um die Idendität des Landes.
Der Tourismus wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Der Norden ist „in“ besonders in Mittel- und Südeuropa und das Land steht vor der Herausforderung bei allem technischen Fortschritt nicht ausgerechnet sein größtes Gut zu gefährden, eine unvergleichliche, intakte und weitgehend noch ursprüngliche Natur.