Was beim ersten Blick auf die Karte auffällt, ist die eigenwillige, unverwechselbare Form des Landes. Auf den zweiten Blick stellt man fest, dass es so gut wie kein Tiefland gibt, mehr als 90% des Landes sind Bergland und schließlich verwirrt eine gewisse „Unübersichtlichkeit“ im Küstenbereich den, der Norwegen zum ersten Mal auf der Karte betrachtet. Und hier sind wir schon bei den beiden dominierenden Elementen im norwegischen Landschaftsbild: Berge und Meer.
Norwegens Markenzeichen sind die weit ins Land reichenden Fjorde (schmale, tief eingeschnittene Buchten). Rekordhalter ist der Sognefjord mit 204 km Länge, der damit nicht nur der längste Fjord Europas, sondern mit über 1.300 m Tiefe auch der tiefste Fjord der Welt ist.
Durch die außergewöhnliche Zerrissenheit dieses Küstenstreifens am Nordatlantik wächst die Küstenlinie von rd. 2.600 km auf 25.000 km an, zählt man die Küstenlinien aller Inseln mit dazu, sogar auf stolze 80.000 km.
Die Entstehung der Fjorde geht zurück auf die Eiszeit, als sich Talgletscher ihren Weg durch bestehende Flusstäler in Richtung Meer bahnten, diese durch Detraktion verbreiterten und so die typische U-Form der Trogtäler mit steil ansteigenden Hängen ausschliffen. Diese Fjordlandschaft ist von unglaublicher Vielfalt und Dramatik und reicht dank des Höhenunterschiedes der umgebenden Berge nicht selten durch mehrere Klimazonen.
Die Besiedelung erfolgte weitgehend vom Meer aus und auch heute noch ist das Reisen aif dem Landweg geprägt von Langsamkeit. Nicht selten führen vorwiegend gut ausgebaute Straßen durch Kilometer lange Tunnels oder über Brücken und an vielen Fjorden heißt es immer wieder: Stopp, umsteigen auf die Fähre!
Als Reisezeit eignen sich die Monate Mai bis September, wovon Mai und Juni die schönsten sind, wenn schneebedeckte Gipfel über blühenden Obstbäumen und dem tiefblauen Wasser der Fjorde leuchten.
Die höchsten Berge und größten Gletscher liegen im Südwesten des Landes in Küstennähe.
Auf Hochgebirge trifft man in vielen Regionen Norwegens, u.a. im Jotunheimen, in den Sunnmørs Alpen und im Romsdalen. Das Landschaftsbild wird bestimmt von steilen, alpinen Formationen und Gletschern. Die größten Höhen werden im Jotunheimen mit Galdhøpiggen (2.469 m) und Glittertind (2.464 m) erreicht. Insgesamt überschreiten fast 200 Gipfel die 2.000 Meter Marke. Jostedalsbreen, der größte Festlandsgletscher Europas liegt nördlich des Sognefjords und nicht einmal 100 km vom Atlantik entfernt.
Die Skandinavischen Hochgebirge entstanden vor rund 400 Mio Jahren durch Auffaltungen und erhielten durch Erosion und Klimawandel ihre heutige Gestalt. Während der Eiszeit waren die Skanden von einen ca. 1.500 m dicken Gletscher bedeckt. Mit dem Abschmelzen des Eises setzte eine Hebung ein, die auch heute noch anhält. Immer noch vorhanden sind die Relikte der eiszeitlichen Gletscher in Form von Gletscherkappen (Folgefonna, Jostedalsbreen, Svartisen), die den Bergen eine eher runde, für das Hochgebirge untypische Form geben.
Wo jedoch das Eis verschwunden ist, findet man Steilhänge, Kare, Felswände, gezackte Grate und mächtige Wasserfälle. Die (Gletscher)bäche sind wild und reißend und je nach geographischer Breite liegt die Waldgrenze zwischen 800 und 1.000 Metern.
Sonderstellungen bilden das Rondane mit seinen runden, aus Blockwerk bestehenden Gipfeln, sowie die Lofoten mit ihren ungewöhnlich steilen Formationen.
Während die abweisende Hochgebirgslandschaft den Menschen früherer Generationen kaum Lebensraum bot, begann bereits im 19. Jhdt. die touristische Erschließung mit allen Folgeerscheinungen. Viele Gebirgsgruppen wurden zu Nationalparks erklärt und man findet dort heute ein gut ausgebautes Wege- und Hüttennetz.
Beste Reisezeit ist Juni bis August (September) bzw. für alpine Skitouren Februar bis Mai.
Als Hochland bezeichnet man größere ….. Landstriche von beachtlicher Meereshöhe. Teile von Dovrefjell und Rondane zählen dazu und vor allem die Hardangervidda. Sie ist mit 8.000 km² Europas größtes Hochland. Die niedrigste Höhe liegt bei ca. 1.000, die höchste bei 1863 Metern (Hardangerjøkullen). Markantes Wahrzeichen ist der kantige Gipfel des Hårteigen.
Diese Hochplateaus/Plateaufjell sind Reste einer Gebirgslandschaft, die während der Eiszeiten durch die Gletscher abgeschliffen wurde. Sie gaben ihr die heutige Form mit weiten Ebenen, Mooren, flachen Seen, vielen runden Buckeln und Hügeln. Nur im höheren westlichen Teil der Hardangervidda, wo die Ebene zu Sørfjord und Eidfjord hin abfällt, finden sich größere Höhen und schroffere Abschnitte.
Schon mit dem Ende der letzten Eiszeit drang der Mensch in dieses Gebiet vor. Wahrscheinlich waren es Rentierhirten, die ihren Herden auf die fruchtbare, wasserreiche Ebene folgten. 1981 wurden 3.422 km² zum Nationalpark erklärt. Die Hardangervidda ist damit Norwegens größter Nationalpark und dank des Wege- und Hüttennetzes ist der Tourismus zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor geworden.
Die Hardangervidda liegt in den Fylken, Hordaland, Telemark und Buskerud. Das Klima ist atlantisch und aufgrund der Höhe rau. Durch die Hardangervidda verläuft u.a. die Bahnstrecke Oslo-Bergen, die in Finse auf 1.222 m in Norwegens höchstem Bahnhof Halt macht. Hier endet auch der bekannte Rallarvegen, der ehem. Bahnarbeiter Weg.
Als Reisezeit eignen sich die Monate Juli bis September bzw. für Skitouren Februar bis März.
Lieblich, fast mediterran, präsentiert sich die Schärenküste im Süden des Landes, die an das Skagerrak angrenzt. Auch diese Formationen entstanden während der Eiszeit, als sich die Gletscher über den felsigen Untergrund des Skanden schoben und diesen abschliffen. So entstanden die runden, häufig kahlen Buckel der vorgelagerten Inseln, aber auch auf dem Festland.
Die Wassertiefe innerhalb des Schärengürtels ist gering, ebenso die Gezeiten, weshalb die Wassertemperatur in dieser vergleichsweise nördlichen Breite im Sommer bis auf 22 Grad und mehr ansteigen kann. Typisch für diese Küstenform sind breite Sandstrände in flachen Buchten. Ähnlich sanft und lieblich präsentiert sich das Hinterland mit runden, bewaldeten Hügeln und zahlreichen kleinen Seen (s.a. „Mittelgebirge“).
Diese Schärenküsten findet man auf beiden Seiten des Oslofjords, entlang des Skagerraks bis in die Fylke Rogaland, wo sie schließlich am Atlantik in die Fjordküste übergeht. Typisch für die Region von Kragerø bis Lillesand sind die schneeweiß gestrichenen Holzhäuser der kleinen Städte, die sich wie Perlen entlang der Küste aufreihen und ihr zusammen mit dem milden Klima zum Beinamen „Norwegische Riviera“ verhalfen. Südlichster Punkt ist Kap Lindesnes, das norwegische Südkap.
Beste Reisezeit sind die Monate Mai bis September.
Reine Mittelgebirgslandschaften sind fast ebenso häufig anzutreffen wie Hochgebirge, sie sind das typische Landschaftsbild, das man am ehesten mit Norwegen verbindet. Man findet sie im äußersten Norden und Süden Norwegens, dort wo sich der Gebirgszug des Skanden zu Barentsee und Skagerrak hin abflacht, sowie in den südlichen Landesteilen östlich des Hauptgebirgszuges in den Fylken Østfold, Akershus und in der südlichen Hedmark.
Die runden, im Süden bis oben hin bewaldeten Berge erreichen maximal 800/900 Meter. Die Täler sind breit und flach mit fischreichen Flüssen und Bächen. Erwähnt sei hier nur die Glomma, Norwegens längster Fluss, der sich aus dem Dovrefjell kommend seinen Weg durch Südost-Norwegen bahnt. Auch in unmittelbarer Nähe des Trondheim Fjords trifft man auf typische Mittelgebirgslandschaft, die hier häufig als Agrarland genutzt wird.
Ganz anders die Fylke Finnmark im hohen Norden. Die Berge sind hier niedriger als in den südlichen Mittelgebirgen und aufgrund der geografischen Breite sinkt die Waldgrenze bis auf Meereshöhe ab. Der Charakter dieser Landschaft kann wohl als eine Mischform aus Mittelgebirge und Hochland bezeichnet werden, was durch die Tundravegetation noch unterstrichen wird. Im Gebiet des Øvre Pasvik Nationalparks trifft man auf lichten Wald, es handelt sich hierbei um die westlichsten Ausläufer der russischen Taiga.
Beste Reisezeit für die südlichen Mittelgebirge ist Mai bis September, bzw. Januar bis April, im Norden Juni bis September bzw. Februar bis April
Vor Norwegens Küsten liegen zahllose Inseln, zahllos insofern, dass man die Anzahl tatsächlich nicht kennt. Immerhin aber wird die Zahl auf rund 150.000 geschätzt, wovon ca. 2.000 besiedelt sind. Nicht mitgezählt sind hierbei die runden Buckel der Schären, die oft nur wenige Quadratmeter messen und bei Flut „Land unter“ melden.
Die wohl bekanntesten Inseln liegen in der Gruppe der Lofoten und Vesterålen, wovon besonders die Lofoten mit ihrem direkt aus dem Meer steil aufsteigenden, alpinen Gebirgszug – man spricht auch von der „Lofoten Mauer“ – einmalig in Europa sind.
Viele der Inseln entlang der Westküste sind sog. „Vogelinseln“, in deren Klippen Seevögel ideale Lebensbedingungen vorfinden (z.B. Røst auf den Lofoten). Die größeren, bewohnten Inseln sind mittlerweile häufig durch Tunnels und Brücken untereinander bzw. mit dem Festland verbunden wie z.B. der Atlanterhavsveien. Nach wie vor gibt es aber immer noch unzählige Inseln, die nur über das Wasser erreichbar sind. Ganze Städte sind auf Inseln erbaut, wie z.B. Ålesund. Die nördlichste Insel ist Magerøy, besser bekannt als Nordkap-Insel, die seit 1956 durch eine Straße mit dem Festland verbunden ist.
Übrigens: ob es sich um eine Insel handelt, erkennt man an der Endung „-øy“ bzw. „-øya“